Geld & Finanzen 26.09.2008 (Archiv)
Washington Mutual ist pleite
Es ist die größte Bankenpleite der US-Geschichte: Die Bausparkasse Washington Mutual ist zusammengebrochen.Nach der Pleite von Lehman Brothers und dem
regelrechten Kollaps des US-Finanzsystems vergangene Woche erreicht die
Bankenlandschaft damit die nächste Hiobsbotschaft. Washington Mutual
wurde von der Bankenaufsicht aufgrund zu hoher Einlagenabflüsse
geschlossen. Der Kundenbetrieb werde heute, Freitag, dennoch wie gewohnt
fortgesetzt. JPMorgan Chase nutzt unterdessen die Gunst der Stunde und
übernimmt weite Teile der größten US-Sparkasse um nur 1,9 Mrd. Dollar.
Der Notverkauf ermöglicht dem Institut, sich im Westen der USA im
Privatkundengeschäft breiter aufzustellen. Vor einem halben Jahr hatte
JPMorgan bereits die ebenfalls von der Finanzkrise in die Knie
gezwungene Traditionsbank Bear Stearns zum Schnäppchenpreis ergattert.
'JPMorgan wartet geschickt ab und rechnet offenbar damit, dass noch das
ein oder andere Schnäppchen am Markt zu haben ist', meint Ingo
Kreisinger, Leiter Aktienhandel Frankfurt bei der Baader
Wertpapierhandelsbank zu pte. Der Dominoeffekt unter den US-Banken halte demnach weiter an
und es gebe durchaus noch Banken, die von der Krise, ausgelöst durch
faule Hypothekenkredite, zu Fall gebracht werden könnten. 'Das
Rettungspaket der US-Regierung würde Druck aus dem Markt nehmen. Es ist
notwendig, den freien Fall der Hauspreise zu stoppen. Erst wenn die
Talsohle bei den Immobilienpreisen erreicht wird, ist die Krise
überwunden', erklärt der Finanzexperte.
Seit dem 15. September verzeichnete Washington Mutual der
Aufsichtsbehörde OTS zufolge Einlagenabflüsse in Höhe von 16,7 Mrd.
Dollar. Entsprechend habe die Bank nicht mehr über ausreichend
Liquidität verfügt und sich daher in einem unsicheren Zustand bezüglich
ihrer Geschäftstransaktionen befunden. Beim Kreditgeschäft fallen trotz
der Notrettung erneut Abschreibungen in Höhe von rund 31 Mrd. Dollar an.
Seit Jahresbeginn hat das Institut rund 90 Prozent an Börsenwert
verloren. Um die Kapitalposition zu verbessern, sollen Aktien im Wert
von rund acht Mrd. Dollar verkauft werden, wie JPMorgan mitteilte. 'Der
Markt reagiert nicht mehr so stark auf negative Nachrichten wie bisher.
Es hat mittlerweile eine gewisse Abhärtung stattgefunden. Noch vor einem
halben Jahr wäre nach einer derartigen Nachricht wohl der halbe Markt
zusammengebrochen. Die Pleite von Washington Mutual hat durch die
Übernahme von JPMorgan schlussendlich aber noch zu einem guten Ende
geführt', schließt Kreisinger.
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