Wirtschaft 23.11.2008 (Archiv)
USA wird bedeutungslos?
Die langfristigen Folgen der Finanzkrise werden dazu führen, dass die USA bis 2025 sowohl wirtschaftlich als auch politisch massiv an Bedeutung verlieren und globale Konflikte um Öl sowie Trinkwasser eskalieren könnten.Einer
aktuellen Studie des Nationalen Geheimdienst-Rats (NIC) nach seien die
Kurskapriolen an den Börsen in den Vereinigten Staaten sowie die mittel-
bis langfristigen Ölpreis-Prognosen sowie Rezessionsängste für diese
Entwicklung verantwortlich. 'Es zeichnet sich bereits bei einigen
Staaten ab, dass die Sicherung des Zugangs zu Ölförderregionen über
Kooperationen wirtschaftlich und politisch an Bedeutung gewinnt', so
Sintje Diek, Analystin bei der HSH Nordbank,
im Gespräch mit pressetext. Hierbei könne die Zusammenarbeit zwischen
Russland und China genannt werden.
Indizien dafür, dass die Vereinigten Staaten in den kommenden beiden
Dekaden laut der US-Behörde einen 'spürbaren wirtschaftlichen und
politischen Machtverlust' erleiden, sind unter anderem darin zu sehen,
dass neben der Rezession nun auch eine massive Deflation befürchtet
wird. Wie der Focus heute, Freitag, unter Berufung auf US-Analysten
berichtet, kommen die niedrigen Lebenshaltungskosten den Verbrauchern in
der Krise zwar gelegen. Ökonomen sind sich in der Bewertung der
fallenden Preise jedoch einig darüber, dass verheerende Folgen für die
gesamte Weltwirtschaft drohen. Auf die Gefahr, tatsächlich einer
Deflation ausgeliefert zu sein, hat sich bereits die US-Notenbank Fed zu
Wort gemeldet. Notfalls werde man mit einer weiteren Zinssenkung einen
größeren Schaden für die Weltwirtschaft zu vermeiden wissen.
Der aktuelle Ölpreis ist Experten nach ein weiteres Indiz für eine sich
anbahnende Deflation. Diese Einschätzung scheint nicht unbegründet zu
sein. So fiel der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent mit 48,20
Dollar in London sowie 49,90 Dollar für ein Barrel der Sorte WTI in New
York zeitweise unter die 50-Dollar-Marke. Diese Stände markieren den
tiefsten Preis seit Mai 2005. 'Die Märkte haben derzeit große
Rezessionsängste, was sich in den Ölpreisen bemerkbar macht. Die
Ölnachfrage ist gering, da Investitionen für Großprojekte gekürzt oder
wegen Finanzierungsproblemen nach hinten verschoben wurden', erklärt
Diek auf Nachfrage von pressetext. Laut der Expertin sei die derzeitige
Ölpreissituation aber eine 'Übertreibung nach unten'. 'Langfristig
rechne ich damit, dass die Preise bis 60, 70 Dollar wieder steigen.'
Entscheidend für das Anziehen der Preise ist Fachleuten zufolge die
Konjunkturentwicklung. Es wird davon ausgegangen, dass diese womöglich
Ende 2009 bzw. erst Anfang 2010 wieder an Fahrt gewinnen wird. Ein
Problem könnte dann aber sein, dass die Nachfrage nach Rohöl nicht in
dem Maße befriedigt werden kann. Dass die USA langfristig ins
Hintertreffen geraten könnten, scheint sich für das NIC darin zu
bestätigen, dass bis 2025 aufstrebende Staaten wie China oder Indien an
geopolitischem Einfluss gewinnen. 'Das System, wie es nach dem Zweiten
Weltkrieg konstruiert wurde, wird beinahe nicht wiederzuerkennen sein',
so das Fazit des 120-seitigen Berichts. Der Aufstieg der
Schwellenländer, die Globalisierung der Wirtschaft sowie der Transfer
von Wohlstand und wirtschaftlicher Macht vom Westen in den Osten werden
zunehmen.
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