Geld & Finanzen 20.02.2009 (Archiv)
Aktien: Tal erreicht?
Martin Hüfner, volkswirtschaftlicher Berater des führenden österreichischen Discount-Brokers direktanlage.at, rechnet damit, das 'das Schlimmste der Kursrückgänge hinter uns liegt.' Die zweite Jahreshälfte könnte den Aufschwung bringen.Unter Aktienanalysten scheine sich derzeit ein Konsens herauszuschälen - nach einem negativen ersten Halbjahr 2008 erwarten die meisten Experten einen Anstieg in der zweiten Jahreshälfte. Von 30 befragten Analysten sehen nur drei den DAX am Jahresende im Minus.
'Solch eine einhellige Meinung der Experten macht skeptisch. Erfahrungsgemäß kommt es am Ende doch anders', meint Hüfner. Zusätzliche Informationen seien daher gefragt. 'Vielleicht helfen in dieser Unsicherheit ein paar Vergleiche mit der Vergangenheit. In den letzten Monaten sind eine Reihe von historischen Daten veröffentlicht worden, die in paar interessante Schlüsse zulassen.'
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts gab es - gemessen am amerikanischen Index S&P 500 - nur ein Jahr, das bei den Aktienkursen so schlecht wie 2008 war. Das war 1931, also mitten in der großen Weltwirtschaftskrise. In allen anderen Jahren sind die Aktienkurse weniger stark zurückgegangen. Das macht deutlich, in welch außergewöhnlichen Situation wir uns befinden. Die Wahrscheinlichkeit, dass 2009 noch einmal so schlecht wird, ist nach den historischen Daten zu urteilen geringer als 1 Prozent.
Es gab in den letzten 180 Jahren nie zwei aufeinander folgende Jahre, in denen sich die Aktienkurse besonders schlecht entwickelten. Nach dem Jahr 1931 gingen die Aktienkurse nur noch um 5 Prozent zurück. Im Jahr darauf (als die Krise volkswirtschaftlich gesehen immer noch nicht beendet war) stiegen die Kurse dann sogar um über 50 Prozent an.
Ähnlich in anderen Aktienkrisen: Nach dem Einbruch 1974 (um knapp 30 Prozent) wegen der damaligen Ölpreiserhöhung erhöhten sich die Kurse 1975 um über 30 Prozent. In der dotcom Krise Anfang dieses Jahrzehnts gingen die Notierungen 2002 um über 20 Prozent zurück, schnellten ein Jahr später dann aber um über 20 Prozent wieder noch oben. Die historische Evidenz gibt also einigen Anlass zu Optimismus. Wenn es 2009 noch nicht richtig nach oben gehen sollte, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir 2010 ein gutes Aktienjahr erleben.
Der Aktieneinbruch während der Weltwirtschaftskrise ließ die Aktienmärkte insgesamt über zweieinhalb Jahre um fast 90 Prozent einbrechen. Wenn sich dies jetzt wiederholen würde, stünde uns also noch einiges bevor. Das halte ich freilich wegen des heute massiven Gegensteuerns der Politik für unwahrscheinlich.
Hüfner zieht drei Schlüsse: 'Erstens spricht viel dafür, dass 2009 nicht noch einmal ein solches Katastrophenjahr wie 2008 wird. Zweitens war die Krise bisher zu kurz, um sagen zu können, dass sie schon vorbei sein könnte. Die Unsicherheit wird mindestens noch ein, zwei Jahre anhalten. Das dritte: In dieser Zeit müssen die Kurse aber nicht noch weiter nach unten gehen.' Laut dem Experten von direktanlage.at spreche viel dafür, dass sich die Notierungen in diesem Jahr bei erheblichen Schwankungen auf niedrigem Niveau halten, dass es im nächsten Jahr dann aber - hoffentlich - kräftiger nach oben geht.
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