Geld & Finanzen 10.01.2011 (Archiv)
Insolvenzen Österreich 2010
Die endgültige Insolvenzstatistik für Österreich ist da. Der KSV hat die Details veröffentlicht und Analysen dazu gemacht. Das Fazit: Die Lage entspannt sich.Das Jahr 2010 brachte generell an der Unternehmensfront eine Reihe von Entspannungen.
Die Maßnahmen zur Stärkung und Stabilisierung der Wirtschaft haben schon 2009 zu greifen
begonnen. Der Aufschwung beinhaltet zudem auch ein Maß an Nachholbedarf von
Bestellungen, die 2009 nicht getätigt wurden. 2011 wird ein spannendes Jahr werden, meint der KSV.
In Österreich wurden im Jahr 2010 insgesamt 6.376 Unternehmen insolvent, was einem
Rückgang gegenüber 2009 von fast 8 % entspricht. In 3.522 Fällen wurde ein
Insolvenzverfahren eröffnet und in nur 2.854 Fällen
konnte mangels Vermögens das Insolvenzverfahren nicht eröffnet werden. Das ist ein
Rückgang von immerhin knapp 10 % gegenüber 2009.
Von den Insolvenzverfahren waren im Jahr 2010 insgesamt 24.000 Dienstnehmer betroffen
– das stellt einen Rückgang von fast 15 % dar. Die Insolvenzverbindlichkeiten allerdings
gingen um rund 18 % auf insgesamt EUR 4,7 Milliarden in die Höhe. Die Übersicht der größten Insolvenzfälle ist eindeutig dominiert von den Insolvenzen aus der
A-TEC Gruppe, die gemeinsam ca. EUR 1,2 Milliarden Passiva auf die Waagschale bringen.
Als einziger Ausreißer fungiert das Bundesland Vorarlberg, das entgegen dem
bundesweiten Trend eines Rückgangs von fast 8 % einen Zuwachs von ca. 10 %
verzeichnete. Grund dafür ist im Wesentlichen ein Nachzieheffekt, da Vorarlberg in den
Jahren 2008 und 2009 deutlich unter Bundesdurchschnitt lag.
Mit 1.7.2010 trat das 'neue Insolvenzrecht' in Kraft. Dieses kennt nur mehr ein einheitliches
Verfahren, das sowohl der Unternehmenssanierung als auch der Liquidation bzw.
Schuldenregulierung dienen kann. Besonderes Interesse gilt in diesem Zusammenhang den
Fragen, ob dieses Verfahren von der Praxis angenommen wird und welche Effekte es in der
Sanierungspraxis hat.
Privatinsolvenzen
Die Analyse der Privatkonkurse im Jahr 2010 zeigt, dass mit insgesamt 9.028 eröffneten
Fällen nur 0,2 Prozent mehr Schuldenregulierungen stattfanden als 2009. Die magische
10.000er-Marke ist offenbar nicht so leicht zu durchstoßen.
Die Schulden der Privaten nahmen dabei allerdings um über 9 % zu, sodass insgesamt
EUR 1,2 Milliarden zur Regulierung anstanden, was einer Durchschnittsverschuldung pro
Fall von EUR 132.000,- entspricht. Dabei ist zu beachten, dass sich nur ein Teil der
Schuldner als Verbraucher verschuldet hat.
Ein nicht unwesentlicher Teil von etwa 34 % war
ehemals selbstständig und hat seine Verbindlichkeiten im Rahmen eines Unternehmens
angehäuft. Teilt man diese Personengruppen, so zeigt sich, dass die wirklichen Privaten mit
durchschnittlich EUR 53.000,- verschuldet sind, wogegen die ehemaligen Unternehmer
Schulden in Höhe von durchschnittlich ca. EUR 285.000,- haben.
Der Privatkonkurs hat in seinen nunmehr 16 Jahren und nach einigen kleinen Novellen
seinen Stellenwert im Insolvenzrecht durchaus behaupten können. Einerseits gibt es schon
seit vielen Jahren jeweils mehr Privatkonkurse als Firmenkonkurse, andererseits sind die bei
den Verfahren erzielten Quoten achtbar, und der Prozentsatz der Entschuldung ebenfalls ein
Zeichen für die gute Struktur des Verfahrens.
Ausblick auf 2011
2009 verzeichnete Österreich deutlich geringere Zuwachsraten als andere vergleichbare
OECD Länder, vor allem in Westeuropa. Das konnte die Erwartung stützen, dass es in
Österreich 2010 noch einen kleinen Nachzieheffekt geben würde. Ein solcher ist nicht
eingetreten, vielmehr sind 2010 die Insolvenzzahlen spürbar wieder zurückgegangen.
Allerdings darf diese Entwicklung nicht zum Schluss verleiten, dass das jetzt schon eine
nachhaltige Trendwende darstellen würde. Mit insgesamt ca. 6.380 Insolvenzfällen pro Jahr
liegt Österreich, gemessen an der Zahl der aktiven Unternehmen, auf einem verhältnismäßig
hohen Niveau. Es war 2010 daher ein Rückgang von einem bereits sehr hohen Wert.
Weiters ist im Angesicht der wirtschaftlichen Erholung doch damit zu rechnen, dass 2011 die
Insolvenzzahlen noch einmal einen leichten Anstieg verzeichnen, der sich im unteren
einstelligen Bereich bewegen kann. Dies hat vor allem damit zu tun, dass Insolvenz ein
Phänomen ist, das der Konjunktur hinterherläuft. Empirisch kann daher nicht selten
beobachtet werden, dass bei bereits wieder spürbar sonnigerer Konjunktur die
Insolvenzzahlen noch einmal in die Höhe klettern.
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