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Aktuelles  30.09.2023 (Archiv)

Betrug mit Tiktok-Shops per Whatsapp

Es fängt meist bei Whatsapp oder ähnlichen Messengern an. 'Hallo John' (oder andere Namen) kommen von netten Damen (sic!) da an. Und dann soll bald Social Commerce als Basis für Crypto-Abzocke dienen.

Nach mehreren Meldungen von anderen und zumindest drei solcher Verbindungsversuche an die Redaktionsadresse wollten wir mehr darüber wissen - und vor allem, ob die Hinweise auf Betrug tatsächlich stimmen, die im Web dazu vorhanden sind. Schließlich ist das, was man da liest, doch tatsächlich deutlich aufwändiger, als es Phishing oder andere Methoden normal sind.

Also ab zum Selbstversuch. 'Is it you, Anton' kommt kurz später in Whatsapp an. Wir antworten, dass wir jemand anders seien und nicht Anton. Die Person auf der anderen Seite zeigt sich als reizende Asiatin in typisch-klischeehafter Anmutung, durchaus hübsch, vielleicht etwas kindlich, aber vermutlich für Westeuropäer durchaus attraktiv. Und das dürfte gewollt sein, denn die 'Dame' (viel eher stecken männliche Betrügerbanden dahinter) spielt gleich ihre flirty Seite aus.

Sie freue sich über die 'zufällige' Bekanntschaft, kommt in einem britischen Englisch einer eher nicht muttersprachlichen Person daher - sie selbst spricht von Korea als Abstammung und England als Standort, wir tippen auf die typischen Betrüger-Zentren in Indien oder den Phillippinen. Die Absender-Adressen würden dazu passen, auch wenn hier genauso viel Fake geschieht, wie mit dem Rest. Doch soweit ist sie nicht, sie erzählt von ihrem langweiligen Job, ihrer bösen Familie, ihrem Drang nach Unabhängigkeit und der Suche nach Glück bei westlichen Männern, mit denen sie reisen mag. Und von ihrer sozialen Seite, der Arbeit in Altersheimen und ihrem Spaß mit Tieren.

So geht das ein paar Tage, wir halten die Gespräche kurz, aber der Versuch, hier emotionale Bindung zu erzeugen, ist offensichtlich. Gleichzeitig wirken die Chats unbeholfen, aber fordernd - würden wir Männer damit beauftragen, sich als Frau auszugeben und zu flirten, würde soetwas dabei heraus kommen. Viel Unverständnis, viel Fordern, wenig geben und zwischendurch mal ein reizendes Bildchen. Wir dachten nach so langer Zeit schon an Dating-Scam, doch dann...

Unser Gegenüber schwenkt auf ihren 'eigentlichen' Job, der sie unabhängig macht. Sie zeigt uns unvermittelt einen Screenshot aus ihrem Shop, den sie sich aufgebaut hätte und in wenigen Wochen Umsätze ohne Ende generiert. Der Screenshot zeigt Gewinne von rund 20.000 Dollar pro 'was auch immer' an, dürften aber Wochen sein. Sie wolle uns damit besuchen, deshalb mache sie so viel Geld mit Onlineshopping.

Einen Tag später dreht sich ihr Gespräch trotz unserer Störversuche nur noch um den Shop. Sie bittet uns, ihren Shop zu bewerten (nun, wir haben ihn als 'toll' eingestuft, obwohl er eher peinlich war) und erklärt dann, dass das ein sogenanntes 'no source'-Modell sei. Interessiert nachgefragt ergab das eine Art Dropshipping, bei dem man als Shopbetreiber innerhalb einer Mall, deren Betreiber die Technik komplett macht, Dinge verkaufen kann, die Firmen produzieren und liefern, Kunden zahlen und wir dazwischen 20% lukrieren. Einfach so. Nur Produkte auswählen, auf Bestellungen warten, Geld kassieren. In ein paar Wochen fünfstellige Beträge.

Wir hinterfragen das Modell kritisch, sie wird ärgerlich. Es funktioniert einfach und man soll sich nicht wie ein Baby aufführen, heißt es. Kein Flirt mehr, sie will uns die Anleitung geben, damit wir das selbst herausfinden können. Na gut, schauen wir mal, was sie uns liefert.

Wir gehen unter 'Anleitung' und hilfreichen Screenshots auf eine Seite, die wie zusammengestückelte Domains aus 'tiktok', 'mall', 'shop', 'store' und einer generischen Endung wirken. 'tiktokmall' benutzt die Marke von Tiktok, um seriöser zu wirken, auch das illegal. Irgendeine Endung wie .com, .org und so weiter und dann ein Shop aus halbherzig zusammengestückelten Modulen in ein paar Sprachen, deutsch ist nicht dabei. Die Mall-Adresse existiert erst kurz, kürzer jedenfalls als die Statistik der Dame in ihren Umsatz-Screens zeigt und auch innerhalb der Website sind die Verweise nicht durchgängig am gleichen Stand. Wahrscheinlich wechseln die Betrüger häufiger, um Spuren zu verwischen oder Angriffe abzuwehren. In unserem Test kann man nicht mal bestellen, was die Dame mit dem Vertriebsgebiet Indien erklärt (unsere Tests dort schlugen freilich genauso fehl).

OK, ihre dringende Anleitung - wir sollen nur nichts falsch machen und die Schritte genau befolgen! - führt uns zum Antragsformular, um einen Shop zu eröffnen. Wir geben Fake-Daten ein, die Dame erklärt, dass sich die Betreiber dann melden werden, wenn der Shop eröffnet sei. Klar, bei uns melden sie sich nicht (wohin auch, die Adresse stimmt nicht), aber wir sagen der Dame, dass das schon irgendwann passieren wird. Sie stellt scheinbar selbst den Shop aktiv, denn gleich danach ist ein Login möglich und sie gibt uns auch noch eine total seriöse Gmail-Adresse als Haupt-Support der Mall-Betreiber für Fragen. Dort antwortet ein bekannter britischer Schreibstil in gleichermaßen 'seriöser' Schreibart.

Wir klicken derweil durch das Backend, das genausowenig wie der Shop funktioniert. Man kann Produkte aus einem Katalog in den eigenen Shop übernehmen (aber danach nicht mehr editieren oder löschen), kann Bestellungen sehen (die plötzlich ankommen, obwohl niemand dort bestellen kann). Die Bestellungen würden durch die Werbung der Mall kommen, die ein Interesse daran habe, dass wir Gewinne machen. Aha.

Nun aber der Hinweis, dass wir die Auslieferungen zwischenfinanzieren müssen. Wir müssen per Cryptowährung (Tether) ein Konto füllen, von dem aus Bestellungen beim Hersteller bezahlt werden und wir dann das Geld plus Provision wieder auf das Konto bekämen. Sie wurde so reich, sagt sie. Wir sehen das Modell: Einzahlen, um Fake-Bestellungen, die nie existieren, zu decken und 'aufgrund des großen Erfolges' immer wieder nachzahlen, um die steigenden Provisionen nicht zu gefährden.

Das Modell zielt darauf ab, dass das Cryptogeld auf der Wallet der Betrüger bei Binance landet. Alles andere, was man da sieht, ist (für uns) offensichtlich nur Fake. Während unserer Spielerei waren zumindest zwei oder drei weitere Betrugsversuche parallel am Laufen, man sah Registrierungen an Shops (die öffentlich sichtbar werden) und 'neue' Produkte. Viel mehr kann man parallel auch nicht an Chats zusammenhängend führen, den Kontakt dürfte hier also nur eine Person machen. Und das von mehreren Whatsapp-Konten aus, wir mussten einmal wechseln (zu oft als Betrüger gemeldet?).

Das Fazit unserer Reise in die Abgründe des Internets ist: Die Betrüger machen immer mehr Aufwand, um an das Geld der Opfer zu kommen - immerhin waren die Chat-Verläufe mehrere Tage lang und wir haben sie gezwungen, die Geschichte zu führen und weiterzuerzählen, konnte also nicht per Bot automatisiert und standardisiert gemacht werden. Es gibt viele klare Zeichen für Betrug (fehlerhafte Technik, peinliche Markenführung, keine seriösen Kontaktdaten, Geld nur per Crypto) und eine extreme Zielorientierung der süßen Flirterin, sobald sie in den Abzock-Modus wechselt. Heißt: Wenn demnächst jemand 'Hallo...' mit falschem Namen schreibt und dann zu flirten beginnt, darf man getrost melden oder blockieren (oder wie wir die Betrüger Zeit verschwenden lassen). Gezeigte Gewinnchancen sind keine und das einzige Geschäft, das hier tatsächlich passiert, ist der Wechsel von Geld von Ihrer auf die Wallet der Betrüger.

Ach ja, die 'Freundschaft' wurde schnell gekündigt, als wir darauf hingewiesen haben, dass uns das ganze komisch vorkommt. Die hübsche junge Asiatin oder Chinesin müsse sich plötzlich um ein neues Leben kümmern, das sie gerade starten will und will deshalb keinen Kontakt mehr. Blockieren wäre nun richtig, meint sie. Wir meinen, Anzeigen und Melden wäre besser, auch wenn Erfolgsaussichten am Offline-Weg eher gering sind. Zumindest kann man online durch Berichte wie diese an der Reputation und Erfolgschance des Scams knabbern, Whatsapp-Konten abschießen und vielleicht durch Meldungen auch Domain- und Webhoster zu Schritten bewegen - immerhin wechseln die Betreiber alle paar Wochen Adresse und Server, es dürfte also irgendwann zu heiß werden. Leider trotz all dem hohen Personalaufwandes für den Betrug wohl immer noch zu lukrativ, als das das Modell nicht aufgehen würde. So lange das so bleibt, ist weiter mit viel Spam zum Scam zu rechnen.

Foto: Thaut Images/Adobe Stock

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#Betrug #Scam #Tiktok #Whatsapp #Shop



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