Geld & Finanzen 26.03.2009 (Archiv)
Auftakt zum Insolvenzjahr
Die hochgerechneten Zahlen für das erste Quartal 2009 lassen bei den Unternehmensinsolvenzen einen gehörigen Auftakt erkennen: Die Erwartung auf steigende Zahlen bei den Insolvenzen erfüllte sich bereits in den ersten drei Monaten.Mit 949 eröffneten Insolvenzverfahren lag das erste Quartal 2009 mit rund 27 % über dem ersten Quartal 2008. Die Gesamtzahl aller Pleiten, also inklusive mangels Masse abgewiesener Konkurse, stieg immer noch um beachtliche 17 %.
Die Trendwende bei Insolvenzen setzte bekanntlich bereits im 2. Quartal 2008 ein, sodass die vorliegenden Zahlen den Trend des Vorjahres eigentlich nahtlos fortsetzen. Vergleicht man die Gesamtzahl des ersten Quartals 2009 mit der Summe des vierten Quartals 2008, so ergibt dies einen Zuwachs von knapp über 4 %.
Anders als bei der Anzahl der Insolvenzfälle sieht es freilich bei den betroffenen Mitarbeitern aus. Diese nahmen gegenüber dem ersten Quartal 2008 um über 50 % zu, gegenüber dem vierten Quartal 2008 immerhin noch um 31 %. Die Probleme der Wirtschaft schlagen sich nun auch in der Insolvenzstatistik nieder.
Insolvenzen in den Bundesländern
Absoluter Erster Platz beim Zuwachs der Unternehmensinsolvenzen ist das Bundesland Salzburg mit 104 Insolvenzfällen – ein Wachstum von 55,2 %. Auf den 2. Platz rangiert die Steiermark. Dieser Trend war bereits im Vorjahr deutlich zu erkennen.
Als größtes und wichtiges Bundesland liegt Wien unter dem Bundesdurchschnitt - Wien ist branchenmäßig sehr gut diversifiziert.
Insolvenzen nach Branchen
Gemessen an der Zahl der aktiven Unternehmen im Gastegewerbe ist diese Branche deutlich unterdurchschnittlich von Insolvenzen betroffen. Mit Ausnahme der Spitzengastronomie und 5 Stern-Hotellerie dürfte auch die Konjunkturproblematik sehr gemildert spürbar sein.
In der Bauwirtschaft darf man lt. KSV nicht vergessen, dass es einen nicht unerheblichen Grundumsatz an vorsätzlich herbeigeführten Insolvenzen gibt. Die Zahl liegt wahrscheinlich im Bereich von 10 % aller Insolvenzen, im Bundesland Wien zweifellos deutlich darüber. Die Bauwirtschaft darf sich zwar Zusatzaufträge aus Gründen der Konjunkturbelebung erwarten, doch ist nicht klar, wie schnell derartige Projekte tatsächlich auf den Markt gelangen.
Die Dienstleistungen wiederum umfassen neben Maklern und Beratern so gut wie jede Form der wirtschaftlichen Betätigung, die von Holdinggesellschaften bis zu Investmenthäusern reicht. Die hohen Insolvenzpassiva dieser Branche rühren v.a. von einigen sogenannten Investitionsgesellschaften her, die Anlegergeld tausender Personen verspielt haben, und zwar in einem Ausmaß, dass sie selbst mittlerweile im Konkurs sind. Ein bedauerlicher Doppelsieg für diese Mischbranche, sowohl nach Anzahl der Fälle, als auch nach Höhe der Schulden gerechnet.
Private Konkurse
Mit einem Plus von 3 % gegenüber dem Vorjahr hat die Zahl der Privatkonkurse mäßig zugenommen. Das ist angesichts der dräuenden Finanzkrise und der immer wieder ins Treffen geführten Kreditklemme ein doch eher geringer Zuwachs. Seit der Einführung des Privatkonkurses im Jahr 1995 handelt es sich um ein stetig steigendes Phänomen, sodass der Vergleich mit dem Vorquartal auch eine wichtige Zusatzinformation bietet. Im vierten Quartal 2008 gab es 2.101 eröffnete Privatkonkurse in Österreich. Gegenüber diesem Wert beträgt die Zunahme im ersten Quartal 2009 etwas über ein Prozent.
Wie geht es weiter?
Die Vorschau auf das Jahr 2009 aus dem Dezember 2008 ging noch von einem Zuwachs an Verfahren von 12-15 % gegenüber 2008 aus. Ein Zuwachs lässt sich bereits im ersten Quartal 2009 erkennen, das deutlich über dem allerdings schwachen ersten Quartal 2008 zu liegen kam. Eine Revision dieser Prognose ist derzeit nicht angebracht, da erst das zweite Quartal 2009 gegenüber 2008, das bekanntlich die Trendwende brachte, abzuwarten sein wird. Denn derzeit liegen die Quartalszahlen noch mit etwa 4 % über dem Jahresdurchschnitt 2008, meldet der KSV weiter.
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