Link & Web 06.10.2009 (Archiv)
Google Wave im Test
Seit einigen Tagen steht das Produkt einem erlesenen Kreis von weltweit rund 100.000 Testnutzern in einer Vorabversion zur Verfügung. Das Interesse an den exklusiven Einladungen war und ist enorm groß, diese wurden zu horrenden Preisen sogar versteigert.Der Einstieg in Google Wave ist zugleich einfach wie ungewohnt. Während
sich die Bedienung des Dienstes grundsätzlich intuitiv gestaltet, muss
sich der User jedoch auf eine neue Kommunikationsform einlassen, die
zunächst etwas befremdlich wirken kann. Eine Wave, wie sich die
Kommunikationsstränge - in etwa vergleichbar mit einem Thread in
Onlineforen - nennen, ähnelt im Aufbau einem Baum. Durch zahlreiche
Sub-Unterhaltungsstränge (Wavelets), die aus einzelnen Nachrichten
(Blips) entstehen, kann sich eine Wave im Gesprächsverlauf schnell in
die Unübersichtlichkeit verästeln.
Die Möglichkeit, Unterhaltungsstränge
mittels 'Playback'-Funktion chronologisch nachzulesen, ist daher
durchaus sinnvoll - besonders nützlich zum Beispiel für User, die erst
nachträglich in eine laufende Wave einsteigen. Zur Orientierung hilft
außerdem die Möglichkeit, Waves mit Tags zu kennzeichnen, was die
spätere Suche nach Inhalten erleichtert. Das Taggen einzelner Blips ist
derzeit allerdings nicht möglich.
Integration statt Innovation
Bei den einzelnen Funktionen von Google Wave handelt es sich um keine
tatsächlichen Innovationen - die Elemente sind von diversen Webdiensten
wie E-Mail, Instant Messaging oder Social Networking hinreichend
bekannt. Das von Google propagierte 'Revolutionäre' liegt wohl eher in
der Verknüpfung all dieser Kommunikationstools innerhalb eines Angebots,
ohne dabei in den direkten Vergleich mit einem einzelnen Service zu
treten. 'Es soll nicht versucht werden, Google Wave in irgendeine
Schublade zu packen. Das Produkt versteht sich nicht als Ersatz für
E-Mail oder Instant Messenger', betont auch Google-Sprecher Kay Oberbeck
im Gespräch mit pressetext. Vielmehr biete Wave eine völlig neue Art von
Echtzeit-Kommunikation, bei der auch Google selbst noch viel zu lernen
habe. Daher sei derzeit auch offen, wann die nächste Einladungsrunde
gestartet und neue Nutzer in die Testphase dazugeholt werden. Das hänge
vor allem von der Stabilität und auch vom Feedback der User ab.
Dass sich in Wave zurzeit noch zahlreiche Bugs tummeln und die Plattform
auf wackligen Beinen steht, darauf hat Google von vornherein
hingewiesen. Angesichts dessen, dass es sich aktuell um eine
Preview-Version handelt, muss auch noch auf diverse Funktionen
verzichtet werden.
Im Test noch nicht stabil
So ist etwa der Bereich 'Settings', in dem sich
später auch Privateinstellungen definieren lassen sollen, noch komplett
inaktiv. Auch die Datei-Upload-Funktionen innerhalb der einzelnen Waves
sind noch nicht nutzbar. Allein über Googles hauseigenen Browser Chrome
können bereits via Drag-and-Drop Files direkt vom Desktop (besonders
schnell und einfach) in eine Wave gezogen und dort anderen zur Verfügung
gestellt werden. 'Künftig soll es natürlich über alle Browser möglich
sein, Dateien mit anderen zu teilen bzw. zu tauschen', so Oberbeck
gegenüber pressetext.
Offen bleibt die Frage, wie erfolgreich bzw. auch wie schnell sich der
Dienst bei Privatnutzern etablieren wird. Davon wird wohl auch abhängen,
ob sich Google Wave in einer professionellen Anwendung bei Unternehmen
durchsetzen kann. Dass alle Beiträge - nicht nur die eigenen - von
sämtlichen Nutzern innerhalb einer Wave editierbar sind, trägt
einerseits zu einem regen und aktiven Austausch und zur Verbreitung
neuer Ideen bei.
Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob insbesondere im
Hinblick auf Unternehmen dadurch nicht mehr Chaos als sinnvolle Arbeit
entsteht. Die Frage nach moderierten Waves bzw. der Einführung von
Rechtevergaben an einzelne User drängt sich somit auf. Schleierhaft
bleibt vorerst auch die automatische Vergabe einer E-Mailadresse
bei der Anmeldung - denn eine E-Mailfunktion bietet Google Wave
(bislang) überhaupt nicht. Die Kontakte sind bereits mit dem
Gmail-Adressverzeichnis verknüpft und werden darüber verwaltet, was auf
eine starke Integration in die Google Cloud hindeutet.
Ihre Meinung dazu? Schreiben Sie hier!
Newsticker per eMail oder RSS/Feed!
Auch interessant!
Google Wave wird Apache Wave
Google hat seine Welle weiter zu Apache ziehen lassen. Das Projekt, welches bei Google nicht über die vie...
Google Wave wird aufgelassen
Zum Abschied machen wir die Welle: Google wird das Produkt nicht weiterentwickeln, das mit großem Tamtam ...
Google Wave wird geöffnet
Der Kollaborationsdienst Google Wave hat sich nun für alle Nutzer geöffnet. Bisher befand sich der neue G...
Gmail ändert Funktionen
Features, die in den Google Labs getestet wurden, werden nun 'offiziell'. Andere Ware zum Spielen aus den...
Google kauft reMail
Die Macher und Financiers hinter reMail stammen ursprünglich aus dem Google-GMail-Team und haben eine App...
Google startet Buzz
Die Gerüchte waren wieder einmal allumfassend - vom Facebook- und Twitter-Killer bis hin zu einem komplet...
ChromeOS soll Windows 7 angreifen
Google hat gestern, Donnerstagabend, in Mountain View ein 'Front End Engineering Open House' abgehalten, ...
Chrome kann Binärcode ausführen
Das Native Code Projekt von Google erlaubte es bisher im Firefox per Plugin Code direkt am Prozessor aus...
Google Search Snippets
Google erweitert die Anzeige einer Website in der Suchmaschine um Links innerhalb einer einzelnen Seite, ...
Microsoft gegen Chrome Frame
Google wollte besonders für Firmen, wo der Internet Explorer oft zum Standard gehört, ein Plug in für den...
Sidewiki kommentiert Websites
Per Browser-Plug-In zu der aktuell gesehenen Website seinen Kommentar abzugeben, ist keine neue Erfindung...
Forum: Ihre Meinung dazu! Ins Forum dazu posten... |