Aktuelles 24.05.2011 (Archiv)
Kernschmelze in drei Reaktoren
Bei der Atomkatastrophe in Fukushima kam es nicht nur in Reaktor Eins, sondern auch in Nummer Zwei und Drei zur Kernschmelze. Was der Betreiber Tepco am heutigen Dienstag eingestand, bestätigt lange Vermutungen der Fachwelt.'Nüchtern betrachtet war es nur logisch, dass die Hitze und die enormen Wasserstoffmengen auch in weiteren Reaktoren Schmelzen auslösten. Tepco hat stets den günstigsten Fall dargestellt und sich dabei an eine sehr geringe Chance geklammert. Zu untersuchen ist, warum die japanische Regierung so spät reagiert hat', erklärt Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital gegenüber pressetext. Ob Brennstäbe geschmolzen sind oder nicht, bestimmt den Umgang mit einer Atomkatastrophe ganz entscheidend, betont Smital. 'Intakte Brennstäbe liefern Rückhaltebarrieren für die Freisetzung von Spaltprodukten und können aufgrund ihrer größeren Oberfläche leichter gekühlt werden. Geschmolzene Stäbe verbleiben hingegen am Boden des Reaktordruckbehälters als heißer Klumpen, der sich durch den Beton fressen kann und zusätzlich Wasserstoff entstehen lässt.' Die Aufräumarbeiten und der Verschluss der havarierten Reaktoren würden somit wesentlich länger dauern als bisher angenommen.
Dass nun bereits alles auf dem Tisch liegt, was infolge des Bebens und des Tsunami in Fukushima passiert ist, bezweifelt der Experte. 'Unklar ist noch, wie viel Radioaktivität im und um den Reaktor freigesetzt wurde und wie viel ins Meer gelangte.' Neue Erkenntnisse könnte hier das zehnköpfige Gremium von unabhängigen Atomexperten liefern, das, wie die japanische Regierung soeben angekündigt hat, die Vorfälle untersuchen soll.
'Bei Tschernobyl 1986 war schon Stunden nach dem Unfall eine Hubschrauber-Armada am Unglücksort und 90.000 Arbeiter errichteten in nur sechs Monaten den Sarkophag. In Fukushima kam es nicht nur in einem, sondern in drei Reaktoren zu Kernschmelzen, doch das Engagement ist deutlich geringer.' Das Anhalten der schleichenden Freisetzung langlebiger radioaktiver Substanzen sei dadurch zu befürchten, so der Greenpeace-Sprecher.
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