Geld & Finanzen 04.10.2012 (Archiv)
Börsenhandel zu schnell
Der sogenannte Hochfrequenzhandel als automatisierte und elektronisch gesteuerte Handelsvariante auf der Börse nimmt an Gewicht und Problematik zu. Das zeigen Fehler an der NASDAQ heute, die Kraft-Aktien manipulierten.Die bereits den verpatzten Facebook-IPO zu verantwortende US-Technologiebörse Nasdaq muss sich wegen einer weiteren Computer-Panner erneut Kritik gefallen lassen. Anlass ist der plötzliche Anstieg von Aktien des Lebensmittelkonzerns Kraft Foods. Innerhalb nur einer Minute legten die Aktien um unerklärliche 30 Prozent zu. Schuld war ein EDV-Fehler bei einem Hochfrequenzhändler, der erst nach einer Stunde aufgedeckt und behoben werden konnte. Obwohl die Aktie auf 58,54 Dollar anstieg, notierte sie bei Handelsschluss nach der Korrektur um 1,2 Prozent schwächer bei 44,87 Dollar.
Inzwischen ist klar: Das Programm soll versucht haben, 30.000 Kraft-Papiere zu erwerben. Um die Kurse nicht allzu stark zu verzerren, wurden die Transaktionen gestreut. Laut dem Chef des Börsenanbieters Nanex, Eric Hunsader, wurden die Deals an elf verschienen Handelsorten getätigt, berichtet die Financial Times. Auch wenn es sich beim aktuellen Vorfall um eine Computer-Panne gehandelt haben dürfte, vermuten Kritiker und Behörden, dass einige Händler ihre Schnelligkeit zum Nachteil anderer ausnutzen.
Dies wäre dann möglich, wenn sie Handelsangebote einstellen und noch vor der Ausführung wieder zurückziehen. So würde der gesamte Markt in eine für sie günstige Richtung gelenkt. Dass das computergestützte Handeln inzwischen einen immer größeren Stellenwert einnimmt, zeigt sich auch daran, dass laut der Deutschen Börse bereits rund 40 Prozent der Umsätze auf der elektronischen Handelsplattform Xetra auf Hochfrequenzhändler zurückzuführen sind. Damit steigt freilich die potenzielle Gefahr von technischen Problemen.
Die Fälle häufen sich. Erst Mitte September 2012 fiel der Ölpreis in kürzester Zeit um rund drei Dollar. Auch sackte der Deutsche Aktienindex vor einem Jahr binnen Stunden um 200 Punkte ab, während in einem weiteren Vorfall in einem 'Flash-Crash' im Mai 2010 der US-amerikanische Dow-Jones-Index sogar um fast 1.000 Punkte nach unten rutschte. In der Folge steigt das Misstrauen der Händler in die Systeme. 'Die Leute bewegen sich in diesem Markt wie auf rohen Eiern', lässt sich Aktienhändler Alan Valdes vom Wall Street Journal zitieren.
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