Geld & Finanzen 29.08.2013 (Archiv)
Schufa und Scoring
Die Schufa Holding AG (kurz Schufa genannt) ist die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung. Einfach gesagt, speichert sie alle möglichen finanzorientierten Daten und ermittelt daraus einen Scorewert.Dieser dient Banken und anderen Kreditgebern als ein Indikator zur Bemessung von Kredit- oder Kontomöglichkeiten. Die Schufa ist nur eine von vielen solcher Scoringunternehmen, aber bei Privatkunden aufgrund vieler Werbung aus Deutschland das weithin bekannteste. Einer der größten Kritikpunkte gegen diese Art von Unternehmen steckt in ihrer Hauptaufgabe: Sie ermitteln mit komplizierten Berechnungsverfahren und anhand undurchsichtiger Merkmale einen sogenannten Scorewert, den es sogar spezialisiert auf Banken, Telekommunikation usw. gibt.
Doch wie dieser Wert sich zusammensetzt, wie man ihn ermittelt und was man tun kann, wenn man einen negativeren Score hat, darüber schweigt sich die Schufa im Wesentlichen aus. Sie wollen nicht, dass ihre Berechnungsgrundlage öffentlich wird, da diese ihr Unternehmenskonzept darstellt. Ein erfolgreiches Konzept – verlangt doch mittlerweile jeder neue Vermieter, Handyanbieter und jedes Kreditinstitut die Abfrage der Informationen von der Schufa („Schufa-Auskunft“).
Auswirkungen bestimmter Anfragen und Eintragungen
Eine der wahrscheinlich größten Schufa-Fallen ist die Kreditanfrage. Leider ist der Fehler an dieser Stelle aber nicht bei der Schufa selbst, sondern bei der Bank zu finden. Die Schufa entspricht lediglich der Anfrage, die bei ihnen eingeht. Nun gibt es immer zwei Möglichkeiten: Die verbindliche Anfrage und die Auskunft. Verlangt die Bank Letzteres, um ein attraktives Kreditangebot machen zu können, so findet in der Regel keine Eintragung in der Schufa statt. Das Scoring wird also nicht beeinflusst. Stellt die Bank jedoch eine verbindliche Anfrage, wird diese gespeichert und hat eine negative Auswirkung auf den Scoringwert. Dabei ist es unerheblich, ob ein Kreditvertrag letztendlich zustande kommt oder nicht.
Diese Faustregel gilt im Übrigen nicht nur für die Bank. Handyunternehmen, Stromanbieter usw. müssen sich ebenfalls daran halten. Eintragungen dürfen im Grunde nur dann stattfinden, wenn auch eine Handlungsabsicht vorliegt. Der Abschluss eines Handyvertrages oder der Wechsel des Stromanbieters beispielsweise stellt eine solche dar. Wird nur eine Anfrage gestellt, um einen Preisvergleich vorzunehmen, sollte nichts bei der Schufa oder anderen Auskunfteien gespeichert werden. Es muss also gründlich drauf geachtet werden, welchen Klauseln man mit seiner Unterschrift zustimmt. Wer übrigens wissen will, was über einen bei der Schufa gespeichert ist, der kann mit dieser Erklärung herausfinden, wie man am einfachsten eine Selbstauskunft erhält.
Eine Kausalität, die leider nie erklärt wird, soll hier nun zur Sprache kommen. Wenn man sich aus einem Sicherheitsgedanken heraus ein Kontomodell mit Pfändungsschutz bei der Bank einrichten lässt, so wird dies bei der Schufa als Information hinterlegt. Eine solche Information darf keinen negativen Einfluss auf den Scoringwert haben und tatsächlich ist das auch so. Allerdings sehen Banken das in der Regel anders. Allein der Gedanke, der zukünftige Kunde könnte sich auf eine Pfändung vorbereiten, macht einen negativen Eindruck. Selbst wenn der Wert sehr gut ist, könnte es nun schwierig werden, einen Kredit bewilligt zu bekommen. Dies ist eine Entscheidung der Bank und hat mit der Schufa als solches nichts zu tun.
Die Schufa – im Grunde eine gute Einrichtung
Die Schufa wird oft erheblich negativer dargestellt, als sie tatsächlich ist. Die riesigen Wellen der Subprime-Krise ab 2007 hat jeder mitbekommen, sie sind bis heute nicht abgeklungen. Mit Hilfe von Unternehmen wie der Schufa Holding AG ist eine gute Grundlage vorhanden, eine deutsche Subprime-Krise zu verhindern.
Die Kreditvergabeverfahren der meisten Kreditinstitute sind nahezu direkt an die Schufa-Auskunft gekoppelt. So kann bis zu einem geringen Restrisiko fast schon ausgeschlossen werden, dass eine extreme Kreditausfallquote erreicht wird. In Deutschland liegt sie relativ konstant bei 2,4 %, gerade mal ein Viertel des US-Höchststandes während der Finanzkrise. Aktuell gibt es ähnliche Probleme in Spanien, hier können die Kreditnehmer ihre Kreditraten nicht mehr bezahlen. Die Arbeitslosigkeit greift um sich, gut 24 % der Spanier sind ohne Job. Es scheint, diesmal trifft es mit der Krise ein weiteres EU-Land. Wie dies sich weiterentwickelt, wird sich zeigen. Die Schufa und andere Auskunfteien in Deutschland sind es, die solche Krisen vermeiden sollen.
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