Medien-Essenz 11.12.2021 (Archiv)
Nachrichten und Filterblasen
Wer online einen aktiven Umgang mit Nachrichten pflegt, verfängt sich dabei häufig, ohne es zu bemerken in politisch isolierten Filterblasen.Das zeigen Forscher der University of Princeton in einer neuen Studie zu Twitter. Sie verorten darin einen möglichen Grund für die zunehmende Polarisierung der amerikanischen Bevölkerung.
Die Forscher haben ein Modell entwickelt, mit dem normalerweise das Verhalten in Gruppen oder Schwärmen analysiert wird. Untersucht wurde damit das Verhalten von über 1.000 Twitter-Followern der Nachrichtensender 'CBS News', 'U.S. Today', 'Vox' und 'Washington Examiner'. Die Ergebnisse zeigen: Je aktiver User mit News aus ihrer bevorzugten Infoquelle durch Teilen oder Liken interagieren, desto leichter verfangen sie sich in einer politisch isolierten Filterblase. Diejenigen, die weniger aktiv likten und teilten, hatten ein deutlich diverseres politisches Online-Umfeld, stellen die Wissenschaftler fest.
'Die Studie zeigt, dass der Konsum von politischen News online auch ohne Algorithmen das soziale Umfeld der Menschen verändert und sie so in Filterblasen befördert, in denen sie nur von Menschen ähnlicher Ansichten umgeben sind. Ob ein Nutzer eine Nachricht ignoriert oder ihr einen Like gibt und teilt, kann bestimmen, ob sein soziales Online-Umfeld divers bleibt oder politisch sehr einseitig wird', verdeutlicht Princeton-Datenwissenschaftler Christopher Tokita.
Das könnte laut den Forschern ein Grund für die Polarisierung der US-Bevölkerung sein. Weitere Studien zum Einfluss, insbesondere zur Verbreitung und Folgen von Fake News, seien nötig. Ab dem Zeitpunkt, wo sich Nutzer in einer Filterblase befinden, verpassen sie mehr Nachrichten, auch wenn sie von ihrer bevorzugten Nachrichtenquelle stammen.
Zudem hatte auch die unterschiedliche Berichterstattung der vier Nachrichtensender Einfluss auf die Polarisierung der Teilnehmer. Während 'CBS News' und 'U.S. Today' faktenorientierter und politisch diverser berichteten, war die Berichterstattung von 'Vox' und dem 'Washington Examiner' politisch deutlich einseitiger. Das spiegelte sich auch in der ideologischen und politischen Diversität ihrer Leserschaft wider.
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