Geld & Finanzen 15.12.2009 (Archiv)
Euro könnte schwächeln
Der Euro könnte unter Druck geraten. Die Wahl schwacher Gesichter für die neue Führung der EU hat Europa und den Euro nach der Lissabon-Reform negativ beeinflusst.Martin Hüfner, volkswirtschaftlicher Berater der österreichischen Wertpapieranlagebank direktanlage.at, sieht durch die Probleme Griechenlands und anderer Länder mit hohen öffentlichen Defiziten eine Schwächung des Euros. 'Euroland steht vor einer schwierigen Phase', so der Experte. Auseinandernrechen werde der Euro jedoch nicht.
Die Attraktivität und Handlungsfähigkeit Europas habe zuletzt abgenommen, meint Hüfner: 'Das 'i-Tüpfelchen' kam mit dem Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages am 1. Dezember. Statt einen neuen Präsidenten zu wählen, der Europa ein Gesicht und der Gemeinschaft eine Stimme auf internationaler Ebene geben würde, entschieden sich die Regierungen für einen Kompromiss. Europa ist nicht auf dem Weg zu einer kräftigen und selbstbewussten Gemeinschaft.'
Daraus aber zu folgern, dass die Europäische Zentralbank ihren geldpolitischen Auftrag nicht konsequent verfolgen würde oder dass gar der Euro am Ende sein könnte, gehe jedoch zu weit. Die Europäische Zentralbank sei durch die Krise in keiner Weise angeschlagen, erklärt der Volkswirt.
'Sie ist im Gegenteil selbstbewusst wie eh und je. Unter den großen Notenbanken der Welt ist sie bisher die erste, die den Mut hat, mit dem Exit aus der lockeren Geldpolitik ernst zu machen.'
Es gebe derzeit keinerlei Anzeichen für eine Spekulation gegen einzelne Mitglieder der Eurozone oder auf ein Auseinanderfallen des Euro. 'Der Euro hat sich trotz der aktuellen Schwäche seit Jahresbeginn gegenüber dem Dollar um 6 Prozent aufgewertet', betont Hüfner. Und wenn alle Stricke reißen und ein Land in seiner Not aus dem Euro ausscheiden würde? 'Das wäre kurzfristig natürlich ein GAU. Langfristig würde es den Euro aber nicht kaputt machen, sondern könnte ihn im Gegenteil sogar stärken', sagt Hüfner.
Martin Hüfner war viele Jahre Chefvolkswirt bei der HVB und Senior Economist bei der Deutschen Bank. Heute berät er Finanzdienstleister und schreibt für verschiedene Publikationen. Hüfner ist seit 2006 volkswirtschaftlicher Berater des Discount-Brokers direktanlage.at.
Ihre Meinung dazu? Schreiben Sie hier!
#Euro #Währung #Europa
Newsticker per eMail oder RSS/Feed!
Auch interessant!
Passender Broker für die richtige Geldanlage
Der Finanzmarkt ist seit Jahren im Umbruch. Auch wir merken dies recht deutlich. Durch den Niedrigzins de...
Zeitfenster nicht genutzt
Für große Reformen braucht es oft ein 'Window of Opportunity', ein günstiges Zeitfenster zur Umsetzung. U...
Staaten durch Banken erpressbar
Der Chef der US-Notenbank Ben Bernanke hat erneut harte Worte gegenüber den großen Finanzinstituten gefun...
Hoher Gewinn bei Erste Bank
Der österreichische Finanz-Branchenprimus Erste Bank Group hat trotz doppelt so hoher Risikovorsorgen für...
Iren irren diesmal nicht
Mit einer deutlichen Mehrheit von 67,1 Prozent spricht sich Irland für den EU-Reformvertrag aus. Nun muss...
Irren die Iren?
Just in einem Land, das von der EU am meisten profitiert hat, mehren sich Stimmen gegen die Stimme aus Br...
Was der EU-Vertrag bringt...
Kaum ein Dokument ist so umstritten wie der EU-Reformvertrag, der die durch die misslungene Verfassung er...
Forum: Ihre Meinung dazu! Ins Forum dazu posten... |