Wirtschaft 27.03.2012 (Archiv)
Wandel gegen Krisen
Unternehmen, Regionen und ganz allgemein alle Lebewesen sind dann resilient, wenn sie ihre wichtigsten Funktionen und Eigenarten bewahren, indem sie sich in Störungen und Katastrophen stets wandeln.Zu diesem Schluss sind die Unternehmenscoaches Robert Lukesch und Leo Baumfeld in ihren Keynote 'Das Unwägbare meistern' am Austrian Social Business Day gekommen. Im pressetext-Interview betont Lukesch, dass Widerstandskraft in Krisen besonders dort möglich ist, wo man schon in guten Zeiten planvoll auf Prinzipien wie Diversität, Redundanz und Interaktion setzt.
'Krisen lassen sich abfedern, wenn sie nur bestimmte Systemteile empfindlich treffen, während vieles andere weiter funktioniert', erklärt der Experte. Ein Beispiel dafür sei die Krise von 2007 bis 2008, deren Phänomene zeitlich gestreckt waren. Lukesch führt dies auf eine Wirtschaftsstruktur zurück, die räumlich, sektoriell, bezüglich der Kompetenzen und Größenordnungen gut durchmischt war, sowie auf richtige Interventionen. 'Etwa in Österreich waren zuerst der Bau und die Automobilbranche, dann spezialisierte Hightech-Firmen und die Finanzwelt, dann erst der Tourismus sowie am Schluss die öffentlichen Budgets betroffen.'
Störungen wie etwa hoher Ölpreis, Überalterung oder Abwanderung sind Bestandteile des Systems, mit denen man rechnen muss. 'Ohne Konzept denkt in Krisen jeder in äußerst unproduktiver Weise an sich selbst, was zur Panik und zum gemeinsamen Untergang führen kann. Um derartige negative Kaskadeneffekte zu vermeiden, braucht es Redundanz und die Sicherstellung verfügbarer Alternativen.' Allerdings stehen derartige Kriterien wirtschaftlichen Prinzipien wie Effektivität und Spezialisierung diametral entgegen, weshalb der Experte zur Suche nach einem gangbaren Mittelwert rät, wo dies vertretbar ist.
Während Baumfeld mehr Reflexivität in der Wirtschaft fordert , hebt Lukesch die Bedeutung einer der Diversität verpflichteten Kooperation hervor. 'Etwa die Fluglinien haben das Prinzip 'Je mehr Augen, desto breiter der Blickwinkel' längst erkannt und setzen nicht nur jedem Piloten einen Kopiloten zur Seite, sondern achten bei der Zusammenstellung auch, dass sich beide nicht allzu gut kennen. Somit werden Fehler besser erkannt und professionelles Verhalten unterstützt, um nicht in einen schlampigen 'Ich-verlass-mich-auf-dich'-Modus zu verfallen.'
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