Politik 12.05.2021 (Archiv)
Nordirland durch Brexit geschädigt
Nur 18 Prozent der Unternehmen in der britischen Provinz Nordirland würden, wenn es ihnen möglich wäre, das Brexit-Zusatzprotokoll streichen, das eine Regelung für die Grenze mit dem EU-Mitglied Irland beinhaltet.Das zeigt eine Umfrage des Handelsorganisation Manufacturing NI und der Anwaltskanzlei Tughans.
Erstaunlich bei den Ergebnissen der Umfrage ist laut den Studienleitern, dass 77 Prozent der Befragten nach dem Ende der Übergangsfrist negative Auswirkungen auf ihr Geschäft registrieren mussten. Unter anderem seien die Rohstoffkosten gestiegen. Darüber klagen 93 Prozent und 86 Prozent leiden unter höheren Transportkosten. Für 55 Prozent der 190 befragten Unternehmen soll das Protokoll bleiben. Sie fordern jedoch Entschädigungen. 46 Prozent geben an, die nordirische Regierung müsse dazu beitragen, neue Geschäftsmöglichkeiten zu sichern.
Es zeigt sich auch, dass 36 Prozent der befragten Unternehmen mit den neuen Grenzmodalitäten zur Irischen See zu kämpfen haben, die Nordirland und den Rest Großbritanniens voneinander trennen. Im Februar waren es nur 23 Prozent. Die Regelung sieht vor, dass zwischen der britischen Insel und Nordirland Kontrollen durchgeführt werden, weil die Grenze zum EU-Land Irland relativ offen geblieben ist.
Gegenüber der 'BBC' erklärte eine nordirische Betreiberin eines Bauernhofs mit integriertem Bioladen, sie habe 70 Prozent ihrer Früchte und Gemüse von britischen Großhändlern bezogen. Doch schreckten diese nun wegen der komplexen Formalitäten für Exporte von Lebensmitteln und tierischen Produkten vor Lieferungen über die Irische See zurück, weshalb sie nun holländische Nahrungsmittel bestellen müsse.
Dieses Problem schält sich auch aus der Umfrage heraus. Jedes fünfte nordirische Unternehmen gibt an, dass Lieferanten auf der britischen Insel nicht bereit sind, sich auf die neuen Regeln einzustellen. Im Februar waren es noch 15 Prozent. Manufacturing NI hatte erwartet, dass sich die Zahlen in umgekehrte Richtung entwickeln, und forderte, dass die britische Regierung die Probleme auf der Insel löst. Knapp ein Viertel der Befragten gibt an, von einem britischen zu einem irischen Lieferanten gewechselt zu haben.
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